Höflich war gestern

Überall ist jetzt KI drin. An der künstlichen Intelligenz kommt keiner mehr vorbei, selbst wenn man lieber blöd und deppert bleiben will. Bei der Suche, beim Chatten, beim Liken, sogar beim Fotos machen wurstelt irgendeine KI mit. Im Augenblick soll ich sie auch noch kostenlos anlernen.

Damit sie so wird wie ich und mich am Ende nachäffen kann. 


Gleichzeitig soll ich sie aber auch korrekt behandeln. Indem ich zum Beispiel die richtigen Fragen stelle, indem ich nach fünf wenig zielführenden Antworten, ein Abo abschließe, damit ich vielleicht endlich eine brauchbare Antwort bekomme. Mittlerweile soll ich ihr auch noch Strom sparen helfen und deswegen auf Höflichkeitsfloskeln verzichten. 


Neulich hat der ChatGPT-Chef beklagt, er verliere Millionen Dollar, wenn die Nutzer „bitte“ und „danke“ sagen.  Bei mir verliert er noch mehr, schreibe ich doch immer zuerst „Lieber Dschipitie, darf ich dir eine Frage stellen?“ Schließlich hat man Kinderstube, weshalb ich zuvor auch gefragt habe, ob GPT ein Er oder eine Sie ist und es dann geantwortet hat, es sei geschlechtslos, aber „lieber“ sei ihm lieber.


Freilich kann man es auch anpampen, ist schließlich nur eine Maschine. Aber welche Folgen hat das für unseren Umgang? Als ich das mit dem ChatGPT-Chef gelesen habe, hatte ich gerade erst wieder meinen um Eis bettelnden Enkeln „das Zauberwort“ erklären müssen. Ohne „bitte“ gab es nämlich bei mir bislang kein Eis. Jetzt muss ich mich wohl umstellen und ihnen derartige Freundlichkeiten austreiben:  „Schlimm genug, dass ihr mein Eis fresst, müsst ihr auch noch Strom fressen.“                                                                               



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